Auf die Details kommt es an: So finden Sie den richtigen Wischbezug

Wischbezüge gibt es in unzähligen Arten – mit unterschiedlichem Aufbau und ­in ­verschiedenen Materialien oder Materialmischungen. Welche Varianten sind für ­welche Arbeiten beziehungsweise Bodenbeläge am besten geeignet? Und ­wie ­sind die Bezüge zu waschen, damit ihre Funktion erhalten bleibt? Ein Überblick.

Mikrofaserbezüge bieten mit ihren unzähligen feinen Fasern und deren Zwischenräumen viel Platz für Schmutz und Wasser. - © stock.adobe.com - felix

Bei der Auswahl eines Wischbezugs ist einerseits der zu reinigende Bodenbelag, andererseits das Reini­gungsverfahren beziehungsweise die Menge an aufzunehmender Feuchtigkeit und Schmutz entscheidend. Prinzipiell sind Wischbezüge auf der Unterseite mit Fransen oder Schlingen ausgestattet. Dabei gilt: Schlingen gleiten auf glatten Böden besser als Fransen. Soll der Wischbezug leicht zu führen sein und für hohe Flächenleistungen in der Unterhaltsreinigung eingesetzt werden, ist es sinnvoll, dass zumindest die Auflagefläche aus Schlingen besteht. Schlingen an den Rändern verhaken sich hingegen gerne in Rissen oder Mobiliar.

Schlingen oder Fransen?

An den Rändern sind Wischbezüge oft mit Fransen ausgestattet. Sie bieten eine große Oberfläche mit vielen Zwischenräumen, die einerseits gut Feuchtigkeit speichern und abgeben kann, andererseits den Schmutz binden kann. Deshalb werden bei vielen Wischbezugskonstruktionen an den Rändern Fransen angebracht, die den Schmutz aus kleinen Zwischen­räumen herausholen, aufnehmen und zu den Schlingen (oder Fransen) auf der Auflagefläche transportieren, die ihn festhalten. Für Arbeiten, bei denen viel Wasser anfällt, sei es zum Aufnehmen oder Abgeben, sind Wischbezüge, die ausschließlich mit Fransen ausgestattet sind, am besten geeignet.

Wo Baumwollbezüge sinnvoll sind

Unterstützt wird die Konstruktion mit Schlingen oder Fransen durch die Faserart. Baumwollfasern können ein Vielfaches ihres Eigengewichtes an Wasser aufnehmen. Deshalb sind Wischbezüge aus Baumwollfransen vor allem dafür geeignet, Schmutzwasser wie nach einer Grundreinigung aufzunehmen. Obwohl nasse Baumwolle viel reißfester ist als trockene, reicht auch diese Zugspannung oft nicht aus oder ist sogar nachteilig. Sie führt zum einen zu Flusen. Zum anderen können ganze Fransen herausgerissen werden, falls der Wischbezug sich irgendwo verhakt. Im Fall von getufteten Schlingen besteht die Gefahr von "Laufmaschen", die aus dem Trägergewebe herausgezogen werden.

Was Materialmischungen bringen

Ausgeglichen wird die mangelnde Reißfestigkeit der Baumwolle, indem die Hersteller von Wischbezügen Kunstfasern aus Polyester und/oder Polyamid zu­mischen. Polyester und Polyamid sind Kunststoffe. Sie haben zwar ein sehr geringes bis gar kein Wasserspeichervermögen, sind jedoch härter und reißfester als Baumwolle. Sie flusen deshalb nicht und scheuern sich nicht so schnell ab. Eine Nylonschnur (Polyamid) mit der Hand auseinanderzureißen ist fast unmöglich. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Kunststoffe als Mikro­faser hergestellt werden können.

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    Ein Klassiker: Wischbezug aus einer Baumwoll-Polyestermischung mit ­Fransen am Rand und Schlingen auf der Unterseite.
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    Ausgeklügelte Zusammensetzung der Fasern: Baumwolle, ­Polyester und Mikro­faser in einem Bezug.
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    Samtartige Oberfläche: Chenillebezüge können eine Alternative für empfindliche Flächen sein.
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    Mikrofaserbezüge bieten mit ihren unzähligen feinen Fasern und deren Zwischenräumen viel Platz für Schmutz und Wasser.

Wenn eine Faser, die mindestens 10 km lang ist, weniger wiegt als 1 g, darf sie Mikrofaser heißen. ­Diese Einheit nennt sich 1Dtex. Auf dem Markt gibt es Mikro­fasern bis zu 0,1 Dtex. Das bedeutet: Das Gewicht beträgt bei einer Länge von 100 km gerade einmal 1 g. Die Mikrofaser ist der feinste Faden, den die Forschung bisher entwickelt hat. Seidenfasern – die dünnsten natürlichen Fasern – sind im Vergleich dazu doppelt so stark. Baumwollfasern sind sogar drei- bis viermal so stark.

Der feinste Faden, den es gibt

Der Herstellungsprozess für Mikrofasern ist nicht einfach. Entscheidend ist die Spinngeschwindigkeit. Üblicherweise werden Mikrofasern in zwei Prozessschritten hergestellt. Im ersten Schritt wird ein sogenanntes Multifilament, eine Bikomponentenfaser aus Polyester und Polyamid, hergestellt. Im zweiten Schritt wird diese in einem Splittingverfahren aufgesprengt. Dadurch entsteht die tatsächliche Mikrofaser. Diese dünnen Fasern sind fussel- und scheuerfest. Sie werden zu Faserbündeln zusammengesetzt. Durch die vielen Fasern im Bündel entsteht eine große Ober­fläche, die Wasser und Schmutz aufnehmen und beim Waschen wieder abgeben kann.

Polyester ist ein Kunststoff, der eher wasserlös­lichen Schmutz bindet, Polyamid hält fettverwandten Schmutz. Dadurch – und auch durch eine besondere Geometrie des Faserquerschnitts – entsteht die bekannte hohe Reinigungskraft der Mikrofaser. Dadurch dass Mikrofasern aus einem Polyester- und einem Polyamidanteil bestehen, sind sie auch am effizientesten mit tensidfreien Reinigern einzusetzen. Tenside würden sich aufgrund ihrer chemischen Struktur zwischen die Polyester- und Polyamidbestandteile legen und somit die Reinigungswirkung abschwächen.

Vor allem für raue Oberflächen

Die feinen Fäden von Mikrofaserwischbezügen können in mikroporige, raue Oberflächen wie Feinsteinzeug eindringen und den Schmutz herausschleudern. Reine Mikrofaserbezüge können auch trocken verwendet werden. Sie laden sich durch die Reibung elektrostatisch auf und ziehen so den Schmutz an. Haare verhaken sich in den feinen Fasern und werden ebenfalls aufgenommen.

Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Grammatur, das Gewicht an Mikrofaser pro Fläche: je höher die Grammatur, desto dichter der Flor aus Mikrofasern. Teil­weise werden in den Mikrofaserbezügen Borstenstreifen aus Polyamid oder – noch abrasiver – aus Polypropylen eingearbeitet, um die mechanische Schmutzanlösung zu unterstützen. Sie sind daher besonders gut für strukturierte Flächen oder Fliesen mit Fugen zum Feucht- und Nasswischen geeignet.

Mikrofaser hat hohe Reinigungskraft

Die Reinigungskraft der Mikrofasern ist so hoch, dass sie auf Dauer beispielsweise das Öl von geölten Holzböden abtragen. Deshalb sollten für Holzböden weichere Wischbezüge mit einem hohen Baumwollanteil (z. B. 70 % Baumwolle/30 % Mikrofaser) verwendet werden. Weiterhin kann die Abrasivität der Mikro­fasern manche Kunststoffe wie Polymethylmethacrylat (Plexiglas) oder hochglänzende Beschichtungen zerkratzen. Etwas weicher sind Mikrofaserbezüge, die mit dicken Chenillefransen besetzt sind. Chenille ist Französisch und bedeutet auf Deutsch Raupe. Es bezeichnet eine samtartige Oberfläche. Für die Reinigung in Gesundheitseinrichtungen ist es wichtig, dass die Materialien des Mikrofaserbezugs desinfektionsmittelbeständig sind.

Insgesamt versuchen die Hersteller von Wischbezügen die Konstruktionsmerkmale (Schlingen oder Fransen) sowie die Faserarten (Baumwollfasern, Kunstfasern beziehungsweise Mikrofasern) zu kombinieren, um für jede Anwendung einen optimalen Bezug zu erhalten.

Die Laschen, die auf der Oberseite des Wischbezuges angebracht sind, sollten aus einem stabilen Gewebe bestehen. Offene Ecken verhindern, dass das Gewebe beim Einführen des Klapphalters durchstoßen wird. Sind die Laschen aufgepolstert, kann der Halter ein­facher eingeschoben werden.

Mikrofaserbezüge sortenrein waschen

Alle Wischbezüge müssen vor dem Waschen gut ausgeschüttelt werden. Der Schmutz, insbesondere Staub und Sand, verstopft sonst die Waschmaschinen. Mikro­faserbezüge müssen zudem unbedingt sortenrein ­gewaschen werden. Die Flusen der Baumwoll­bezüge würden sonst die Mikrofasern verstopfen – und das Wischergebnis wäre nicht mehr zufriedenstellend.

Bei Bezügen, die zum Desinfizieren benutzt wurden, ist darauf zu achten, dass sie gründlich vorgespült werden. Denn falls kationische Tenside im Desinfek­tionsreiniger wären, würden diese mit den anio­nischen Tensiden des Waschmittels reagieren. Es entsteht dabei aufgrund dieser Seifenfehlerreaktion ein wasserunlöslicher Stoff, der auch Seifenstein genannt wird. Dieser Stoff verursacht einerseits, dass der Bezug sich zusetzt und schwerer wird, andererseits, dass das Wischergebnis nicht zufriedenstellend ist.

Außerdem dürfen Mikrofaserbezüge nicht mit Weichspüler ­behandelt werden, weil dieser ebenfalls zu negativen Reinigungsergebnissen – Wischspuren oder Schlieren – führt. Grundsätzlich gilt: Mikrofaserbezüge wirken sich positiv auf die Waschkosten aus, weil sie ein ­geringeres Gewicht haben als Baumwollbezüge.

Claudia Liersch | heike.holland@holzmann-medien.de

Claudia Liersch

Claudia Liersch - © privat

ist Lehrerin an der Ge­werblichen Schule Metzingen. Sie unterrichtet seit vielen Jahren Gebäude­reiniger-Auszubildende und -Meisterschüler.