Nachhaltige Unkrautentfernung: Die besten Verfahren

Die nachhaltige Grün- und Grauflächenpflege rückt stärker in den Fokus von Haus­eigentümern, WEG-Verwaltungen und Immobiliengesellschaften – und ist damit ein interessanter Angebotsbaustein für Gebäudedienstleister. In puncto Unkrautentfernung gilt dabei: Die bekanntesten Verfahren sind nicht zwangsläufig die effizientesten.

Nassthermische Heißwasser-­Heißschaum-Verfahren wirken flächig oder punktuell auf fast allen Oberflächen. So ist auch die Unkrautentfernung zum Beispiel in Beeten möglich, ohne Kultur­pflanzen zu schaden. - © Elmotherm

Die Entfernung von Unkraut und Wildkräutern ist ein komplexer Dienstleistungsbereich: Auf der einen Seite wird der Bedarf an ökologischen und gleichzeitig effizienten Lösungen größer, auf der ­anderen Seite erschwert die Vielfalt an Angeboten die Entscheidung für ein System. Noch dazu haftet der Unkrautentfernung das Stigma einer besonders ineffektiven, weil personalintensiven Dienstleistung an. Vor diesem Hintergrund bleibt das Unkrautmanagement zu oft eine scheinbar entbehrliche Option – auf Anbieterseite genauso wie auf Auftraggeberseite.

Diese Einstellung ist trügerisch und kann für beide Seiten langfristig teuer werden: Bei detaillierter Betrachtung von Kosten und Nutzen wird schnell deutlich, dass sich die Entfernung von Unkraut gerade im ­Objekt- und Immobilienbereich sowohl kurz- als auch langfristig lohnt. Denn wer als ­Eigentümer oder Immobiliengesellschaft regelmäßig Unkraut entfernt oder entfernen lässt,

  • erhält die bauliche Gebäudesubstanz,
  • verlängert die Lebensdauer von Wegen,
  • reduziert Haftungsrisiken (Verkehrs­sicherungspflicht),
  • steigert die Attraktivität des Umfelds (Mietpreis) und
  • unterstützt die heimische Vegetation.

Diese Erkenntnis setzt sich auch in der Branche durch. Höchste Zeit also, wichtige Fragen zu adressieren: Welche Verfahren zur Entfernung von Unkraut gibt es und sind diese kombinierbar? Wie werden sie eingesetzt?

Allgemein lassen sich die Verfahren im Unkrautmanagement in drei Kategorien einteilen:

  • chemisch,
  • mechanisch,
  • thermisch (trockenthermisch und nassthermisch).

Chemische Verfahren: Mehr Schaden als Nutzen

Chemie war lange Zeit der erste Gedanke – und auch das bevorzugte Mittel – gegen Unkraut: kostengünstig und mit ­einem breiten Wirkungsspektrum. Vielleicht ­etwas zu breit, denn: Chemische Unkrautvernichter schaden der Gesundheit und belasten die Gewässer, die Folgekosten zur Entfernung von Schadstoffen aus dem Trinkwasser sind enorm. Mit anderen Worten: Chemische Verfahren schaden der ­Natur mehr als sie nutzen und widersprechen außerdem einer guten fachlichen Praxis. Nicht zuletzt haben sie auch aus rechtlichen Gründen keine Zukunft.

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    Der Ist- und Soll-Zustand von Flächen wird in Verkrautungsklassen definiert.
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    Wurzeln von Unkraut bilden sich tief in Fugen, Pflasterbett und Erdreich aus. Die mechanische Bearbeitung kappt nur die sichtbaren Teile der Pflanzen und stärkt das Wurzelwerk, nassthermische Verfahren schädigen Unkraut bis in die Wurzeln.
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    Der Schaum im Heißwasser-Heißschaum-Verfahren ist zu 100 % biologisch abbaubar, geruchsfrei und nichtklebend.
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    Unkrautmanagement ist ausschlaggebend für den langfristigen Erfolg; regelmäßige Pflege ...
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    ... minimiert Haftungsrisiken und erhält die Verkehrssicherheit.
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    Nassthermische Systeme sind oft auch für andere Anwendungsbereiche geeignet, zum Beispiel für die schonende Reinigung von Sockeln, Türen, Rahmen oder Hinweisschildern.
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    Die Niederdruckfunktion ist besonders oberflächenschonend und durch hohe Temperaturen höchst effizient. So lassen sich mit leistungsstarken Geräten für die Unkrautentfernung auch konventionelle Reinigungsaufgaben im Facility Management erfüllen und der Gerätepark wird reduziert.

Der Einsatz von Herbiziden gegen Unkraut ist verboten, der von Pelargonsäure bei jedem Einsatz neu genehmigungspflichtig, also mit hohem Verwaltungs- und Kontrollaufwand verbunden. Die Nutzung von Glyphosat ist stark eingeschränkt und wird bis Ende 2023 verboten. Selbst frei erhältliche Haushaltsmittel wie Kochsalzlösungen oder Essigsäure dürfen nach EU-Verordnung und deutschem Pflanzenschutzgesetz nicht auf befestigten Wegen gegen Unkraut eingesetzt werden.

Somit ist das bekannteste Verfahren im Unkrautmanagement schon heute ein Thema der Vergangenheit.

Mechanische Verfahren: Einfach, aber meist oberflächlich

Rechtliche Sicherheit bieten mechanische Verfahren, bei denen Un- und Wildkraut aus Fugen herausgezogen, ausgestochen oder mit Druck abgeschert werden. Dafür kommen vor allem motorgetriebene Radial­besen oder Wildkrautbürsten zum Einsatz. Sie dürfen ohne Sachkundenachweis nach § 12 (9) Pflanzenschutzgesetz und ohne Ausnahmegenehmigung nach § 12 (2) Pflanzenschutzgesetz bedient werden und sind einfach zu handhaben.

Mechanische Verfahren sind relativ witterungsunabhängig und werden bevorzugt auf ebenen Pflaster- und Betonflächen eingesetzt. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten: Draht- oder Stahlborsten bürsten Fugen aus und beschädigen die Flächen langfristig. Hoher Druck stärkt außerdem das Wurzelwerk von Pflanzen, auch von Unkraut. Kunststoffborsten hingegen eignen sich auch für empfindliche ­Beläge, sind aber weniger effizient. Apropos ­Effizienz: Wirksam ist das Verfahren nur bei permanenter Wiederholung. Da die ­mechanische Technik nur oberflächig Pflanzenteile entfernt, wird das Unkraut aus der Wurzel stetig nachwachsen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass natürlich auch das Jäten per Hand, Hacke, "Sauzahn" oder Fugenmesser zu den mechanischen Verfahren zählt. ­Eine nachhaltige Tiefenwirkung ist jedoch beim händischen Unkrautjäten ebenfalls eher nicht gegeben. Noch dazu ist die Methode im gewerblichen Kontext viel zu ineffizient, respektive personalintensiv – und damit schlicht zu teuer. Keinerlei langfristige Wirkung haben Kehren oder Mähen; beides entfernt Unkraut lediglich optisch und für einen kurzen Zeitraum.

Trockenthermische Verfahren: effektiv, aber energieintensiv

Als trockenthermische Verfahren werden Methoden bezeichnet, die pflanzliches Gewebe mit Hitze zerstören. Das ­einfachste Verfahren ist das Abflammen, bei dem Unkraut mit einer Flamme erhitzt wird und welkt. Mit indirekter Hitze arbeiten Heißluft- und Infrarotstrahlverfahren: Bei der Heißluftmethode wird die Luft im Umfeld des Unkrauts auf bis zu 800 °C erhitzt; bei Infrarotgeräten strahlen Keramik-Brenn­elemente Hitze aus. Alle drei Verfahren sind mit hohem energetischem Aufwand verbunden, da viel Wärmeenergie notwendig ist.

Noch am effizientesten ist das Abflammen. Aufgrund des hohen Arbeitsaufwands eignet sich diese Methode allerdings nicht für große Flächen. Die Heißluft- und Infra­rot­verfahren sind da effektiver, müssen aber lange am Unkraut wirken. Damit sind sie noch kostenintensiver als das Abflammen. Langfristige Wirkung entfaltet keines der Verfahren: Die Hitze wirkt oberflächig, Wurzeln und Samen erreicht sie nicht – Unkraut treibt schnell wieder aus. Bei allen trockenthermischen Verfahren, vor allem beim Abflammen, besteht außerdem die Gefahr, dass Laub, trockenes Gras oder Totholz Feuer fangen.

Nassthermische Verfahren in Verbindung mit Schaum

Nassthermische Verfahren machen sich ebenfalls Hitze zunutze: Heißer Dampf oder heißes Wasser kurz vor dem Siedepunkt (≥ 95 °C) wird am Unkraut ausgebracht, um die Zellstrukturen zu schädigen. Auch bei diesen Methoden ist viel Energie notwendig: Dampf steigt schnell nach oben, Wasser kühlt direkt am ­Unkraut ab – das verlängert die Arbeitszeit. Interessant ist deshalb die Verbindung beider Ansätze mit Schaum: Heißschaum-Heißwasser-Verfahren nutzen ebenfalls fast ­kochendes Wasser, bringen aber im selben Arbeitsgang eine biologisch abbaubare Heißschaumschicht aus. Der Schaumteppich wirkt wie eine Isolation und hält die Hitze lange und intensiv am Unkraut. Das verkürzt die Einsatzzeit und optimiert das Ergebnis: In einem ­Arbeitsschritt werden Eiweißstrukturen bis in die Wurzel zerstört und auch die Samen in den Fugen werden erfasst.

Das Heißwasser-Heißschaum-Verfahren ist auf Pflasterflächen und wassergebundenen Wegen einsetzbar und auch in Beeten, auf Mulch sowie auf Splitt. Selbst Schrägflächen, zum Beispiel Rampen oder Gabionen, lassen sich damit wirksam behandeln. Wie bei mechanischen Methoden ist auch beim Heißwasser-Heißschaum-Verfahren keine Genehmigung erforderlich. Ein zusätzlicher Hinweis: Bei allen nassthermischen Verfahren empfiehlt sich eine ­mechanische Vor- oder Nachbearbeitung der Flächen.

Die Witterungsabhängigkeit des Verfahrens ist vor dem Hintergrund der Saisonphase vom Frühjahr bis in den Herbst eher zu vernachlässigen. Lediglich Starkregen ist zu meiden; Pfützen würden Heißwasser beziehungsweise Heißschaum zu schnell abkühlen.

Die beste Variante ist eine ­Kombination aus Verfahren

Bis hierher lässt sich festhalten: Mechanische Verfahren haben die niedrigsten Energiekosten, das nassthermische Heißwasser-Heißschaum-Verfahren ist auf lange Sicht effizienter. Ideal scheint also die Kombination aus mechanischen und nassthermischen Verfahren – ökonomisch wie ökologisch.

Schon der erste Pflegedurchgang ist tiefenwirksam, weshalb sich der Arbeits- und Personalaufwand in den Folgejahren drastisch reduziert. Sind im ersten Jahr noch drei bis vier Anwendungen notwendig, kann die Wiederholung in den Folgejahren auf ein bis zwei Anwendungen jährlich reduziert werden. Auch die mechanische Vor-/Nachbehandlung ist dann nicht mehr notwendig.

Unkraut langfristig am besten strategisch schwächen

Ehrlicherweise muss man zugeben: Ein Wundermittel gegen Unkraut gibt es nicht! Was aber in jedem Fall gilt: Die beste Prävention ist Regelmäßigkeit, und zwar bei jedem methodischen Ansatz. Oder anders ausgedrückt: Wer Unkräuter nachhaltig entfernen will, muss sie langfristig schwächen. Dafür hat sich im Unkrautmanagement das standortbezogene ­Flächenpflegekonzept bewährt. Es verbindet die Bestandsaufnahme und die Ziele mit einem Instrumentarium an Maßnahmen:

  • Flächenarten und -größen;
  • Ist- und Soll-Zustand gemäß Verkrautungsklassen;
  • Pflegeintervalle, gestaffelt nach Art und Größe der Fläche;
  • Erfolgsindikatoren für ein professionelles Monitoring.

Das Flächenpflegekonzept erleichtert damit auch das interne Personalcontrolling und das Ergebnismonitoring: Welche Anwendung auf welcher Fläche bei welchem Ist-/Soll-Zustand durchgeführt wird, ist in klaren Handlungsanweisungen und durch objektive Faktoren definiert. Die (Wieder-)Herstellung der Verkehrssicherheit ist ­beispielsweise mit weniger Arbeitsaufwand verbunden als die vollständige Entfernung von Unkraut auf exponierten Flächen.

Auf den Punkt gebracht: Die Investition in die Unkrautentfernung minimiert das Haftungsrisiko, steigert den ­Objektwert und erhält die bauliche Substanz von Gebäuden und Anlagen. Das Unkrautmanagement ist damit bares Geld wert für die Mehrheit der Immobilienbesitzer, die werterhaltend denken und handeln – und für alle Dienstleister, die die Zeichen der Zeit erkennen und ihr Portfolio entsprechend erweitern.

Klemens Höltken, Elmotherm | guenter.herkommer@holzmann-medien.de