Sanitärräume sind neben Fußböden die am häufigsten gereinigte Raumgruppe – und verursachen immer wieder Probleme. Welche das sind und wie sie sich lösen lassen.
In Sanitärräumen treten am häufigsten folgende Verschmutzungen auf: Kalk (vom Wasser), Seifenreste und Allgemeinverschmutzungen wie Straßenschmutz, lose aufliegender Schmutz und die Verschmutzung der WCs und Urinale. Alles ganz einfach? Leider nicht. Fehler passieren im Alltag immer wieder – ob durch Unachtsamkeit des Reinigungspersonals oder Gegebenheiten vor Ort verursacht, die der Gebäudedienstleister nicht beeinflussen oder ändern kann.
Wenn wichtige Informationen fehlen
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Dusch- und Waschraum eines metallproduzierenden Betriebes im Dreischichtbetrieb. Die genaue Frequentierung und der dadurch entstehende Arbeitsaufwand waren dem Dienstleister bei der Angebotsabgabe nicht bekannt. Durch solche fehlenden Informationen kann die bestehende Kalkulation in Bezug auf Zeitaufwand oder Menge/Art der Reinigungsmittel/-methode schnell über den Haufen geworfen werden. Die Reinigungsleistungen im Beispielfall wurden nicht an die tatsächlichen Gegebenheiten angepasst. Stattdessen wurde strikt nach Kalkulation und erstelltem Leistungsverzeichnis gearbeitet. Da sind Reklamation beziehungsweise Unzufriedenheit des Kunden programmiert. Im Vorfeld sollte das Objekt gemeinsam mit dem Kunden begangen werden und auf solche Problembereiche und einen erhöhten Reinigungsaufwand aufmerksam gemacht werden.
Wenn ungeeignetes Material verbaut ist
Eine andere Problematik, die es Dienstleistern nicht einfacher macht: Immer öfter werden säureunbeständige Materialien verbaut – zum Beispiel Naturstein kalkhaltig (Marmor, Solnhofer oder Travertin), Kunststein kalkhaltig (Terrazzo), harzgebunde Fliesen mit Kalkanteilen, Betonböden geglättet oder Sichtbeton an den Wänden im Spritzbereich. Auch bei Waschtischablagen, Trennwänden oder WC-Brillen werden Materialien verbaut, die eine Reinigung mit handelsüblichen sauren Sanitärunterhaltsreinigern nicht mehr erlauben. Selbst Mikrofasertücher sind oftmals in der Reinigungs- und Pflegeanleitung der Hersteller ausgeschlossen.
Die Materialien lassen eine klassische Standardreinigung nicht mehr zu. Jetzt kann man eins und eins zusammenzählen: Was passiert wohl, wenn in einem Objekt sehr kalkhaltiges Wasser vorhanden und der Einsatz von kalklösenden Produkten ausgeschlossen ist?! In solchen Fällen hilft nur ein offenes Gespräch mit dem Auftraggeber, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Der Betreiber/Inhaber hat ja auch großes Interesse an einer fachgerechten und hygienischen Reinigung. Zur Veranschaulichung ein Auszug aus einer Reinigungsempfehlung eines großen deutschen Premium-Armaturenherstellers: "Verwenden Sie für die Reinigung keine kratzenden Schwämme oder Mikrofasertücher. Auch Scheuermittel, lösungsmittelhaltige, alkalische oder saure Reiniger, Kalkentferner, Haushaltsessig und Reiniger mit Essigsäure sind nicht zu verwenden." Da kann man nur sagen: Viel Erfolg bei der Arbeit mit Neutralreinigern und dem guten, alten Lochleder!
Wenn Schäden nicht dokumentiert werden
Nicht selten übernimmt ein Gebäudedienstleister Objekte, die bereits älter sind und in denen schon diverse Firmen ihr Glück versucht haben. Eventuelle Vorschäden sollten zusammen mit dem Auftraggeber vor Beginn der Tätigkeit dokumentiert werden. Oft wird dies übersehen und nach ein paar Monaten weiß keiner mehr, woher der Schaden stammt. Dann kann es teuer werden. Und vor allem steht man gegenüber dem Auftraggeber als nicht-professionelles Unternehmen da. Der Imageschaden ist in einem solchen Fall oft größer als der finanzielle Schaden.
Wenn jemand nicht aufgepasst hat
Werden durch Unwissenheit oder Unachtsamkeit des Reinigungspersonals einmal Fehler gemacht, kann man diese meist beheben. Ein Beispiel: Ein Sanitärunterhaltsreiniger mit pH 1 hat einen kalkgebundenen Kunststein stumpf und matt gemacht. Doch (fast) alles, was sich mit Säure beschädigen lässt, kann man mit einer Kristallisation, zum Beispiel mit Cristallo, restaurieren. Dies hat der neue Dienstleister aus dem Fallbeispiel getan – und sich damit gleich sehr gut eingeführt.
Die Mechanik anpassen
Ebenfalls nicht säurebeständig: Boden- und Wandfliesen aus zementgebundenem Material. Auch Urin kann hier zu Schädigungen führen. In solchen Fällen darf man nur einen säurefreien Sanitärunterhaltsreiniger zum Einsatz bringen. Immer wieder problematisch sind auch Bodenfliesen – selbst wenn sie säurebeständig sind und man mit einem geeigneten sauren Reiniger arbeitet. Oft sind die Fliesen aufgrund der Sicherheitsbestimmungen für Nassräume rutschhemmend und daher sehr strukturiert. Sie sind häufig manuell nicht fachgerecht zu reinigen. Erst recht nicht, wenn zusätzlich ein starker Schmutzeintrag stattfindet. In solchen Fällen muss die eingesetzte Mechanik an die Belagsoberfläche angepasst werden. Sehr gut geeignet sind kleine Walzenmaschinen, die in Kombination mit einem geeigneten Reinigungsmittel den Schmutz lösen und ihn aufnehmen. Hier kommt der Sinnersche Kreis zum Tragen. Mehr Schmutz bedeutet mehr (geeignete) Chemie, eine andere Mechanik und vor allem sollte man die Einwirkzeit für sich nutzen. Nicht selten kann das Reinigungsergebnis durch Vorlegen der Reinigungslösung deutlich erhöht werden. Und das mit minimalem Mehraufwand. Mein Leitsatz: "Das Mittel für sich arbeiten lassen – nicht: wir arbeiten für das Mittel.“"
Das kleine Einmaleins der Sanitärraumreinigung
1. Bei Neuobjekten immer die Reinigungs- und Pflegeanleitung der verbauten Materialien anfordern.
2. Die Reinigungschemie auf den vorhandenen Schmutz und die verbauten Materialien anpassen. Spezialprodukte wie Urinsteinentferner immer sachgemäß einsetzen.
3. Die Mechanik/Methode (zum Beispiel Bürsten, Pads, Mopps oder Schaumkanonen) an die Oberflächenbeschaffenheit anpassen.
4. Niemals saure Unterhaltsreiniger mit flüchtigen Säuren (Salz-, Ameisen und Essigsäure) einsetzen. Sie können auch ohne direkten Kontakt mit der Reinigungslösung Korrosionen an Metallen hervorrufen.
5. Bei Einsatz von chlorhaltigen Produkten (zum Beispiel bei wiederkehrendem Schimmel) Reinigungskräfte speziell unterweisen. Kein Einsatz mit säurehaltigen Produkten.
6. Bei schlechten Gerüchen – ob durch schlechte Belüftung oder andere bauliche Beschaffenheit verursacht – Reiniger auf mikrobiologischer Basis, Reiniger mit Desinfektionsmittel (Quartäre Ammoniumverbindungen) unterstützend einsetzen. Reine Geruchsüberdeckung nur im Einzelfall.
7. Bodenflächen nur so nass wischen, dass sie nach rund sechs bis acht Minuten selbständig trocknen. Nur so wird ein unerwünschter Filmaufbau (gelöster Schmutz, Wasser und Reinigungsmittelreste) verhindert. Zu nasses Wischen ist der Hauptgrund von Schmierfilmen und Kalkseifenaufbau – der häufigste Reklamationsgrund.
8. Pflegende Reinigungsmittel sollten auf keinen Fall eingesetzt werden. Sie hinterlassen einen unerwünschten Film und beeinträchtigen so die rutschhemmenden Eigenschaften der Fliesenböden. Ausnahme: Notwendige Desinfektionsmittel.
9. Sollte eine Grundreinigung mit sauren Reinigern anstehen: das Vorwässern der Fugen nicht vergessen! Ausnahme: Epoxidharzfugen, da sie säurebeständig sind.
10. Baumwollmopps sollten auf keinen Fall eingesetzt werden. Sie werden zwar von Reinigungskräften geschätzt, weil sie oftmals leichter über die Bodenflächen gleiten. Das Reinigungsergebnis jedoch kann mit einem Baumwollmopp nicht zufriedenstellend sein. Auch sollten nur 40 Zentimeter breite Mopps eingesetzt werden. Sie sind deutlich handlicher und ergonomischer und man kommt besser in Ecken und überstellte Bereiche als mit 50 Zentimeter breiten Mopps.
Kalkablagerungen müssen nicht sein
Unschöne und leider immer wieder auftretende Kalkablagerungen müssen nicht sein. In solchen Fällen sind Spezialprodukte wie Closettbeize Turbo gefragt. Sie beinhalten zwar oftmals einen Anteil von Salzsäure. Bewusst und richtig eingesetzt stellen solche Produkte aber keine Gefahr für Materialien und Werkstoffe dar. Sollten die Ablagerungen regelmäßig wiederkehren, muss man den Objektbetreiber darauf ansprechen. Meist ist ein permanentes Laufen des Wassers – etwa wegen defekter Dichtungen – die Ursache. Abgesehen von dem erhöhten Arbeitsaufkommen ist das auch ein ökologischer und kostspieliger Aspekt, der bedacht werden muss.
Grundsätzlich ist auch bei der Sanitärreinigung zu beachten:
- A. Arbeitssicherheit und Personenschutz (geeignete Mittel und Methoden) stehen immer an erster Stelle. Nichts ist wichtiger als der Schutz der ausführenden Reinigungskräfte und der Kunden.
- B. Sauber bedeutet nicht nur optisches Wohlbefinden, sondern auch hygienisch sicher für Anwender und Nutzer.
- C. Werterhaltung der Materialien durch geeignete Reinigungs- und Pflegemittel und Gerätschaften. Das ist gelebte Nachhaltigkeit. Werkstoffe und Einrichtungen lange pflegen und schützen ist der beste Umweltschutz.
- D. Wenn A, B und C zutreffen, ist das Reinigungsergebnis immer gut und der Auftraggeber/Nutzer sowie die eigenen Reinigungskräfte sind zufrieden.
Dabei sollte man nie vergessen: Sanitärräume sind hygienerelevante Bereiche, nicht erst seit der Corona-Pandemie. Sie sollten immer einen Wohlfühlfaktor verbreiten.
Michael Heimpel | heike.holland@holzmann-medien.de
Michael Heimpel
Michael Heimpel ist seit 35 Jahren in der Gebäudereinigung tätig. Er ist Gebäudereinigermeister, Repräsentant von Pramol-Chemie und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger. E-Mail: m.heimpel@pramol.com